Introducing the H.I.V.E.

Ankunft des Rechners im Januar 2016

Meinen ersten eigenen Rechner kaufte ich 1995. Es war ein gebrauchter 286er, und ich nannte ihn Ding, um mich jeden Tag aufs Neue daran zu erinnern, dass ein Computer nur ein Ding ist und kein Lebewesen und erst recht kein Familienmitglied. Es hat nicht viel geholfen. Dings Nachfolger, schon 1996 gekauft, nachdem ich Ding unglücklicherweise seines Betriebssystems beraubt hatte und nicht in der Lage war, eine neue Kopie von Windows 3.0 aufzutreiben, nannte ich Dinghi. Es folgte Joyce, 1999, endlich ein Rechner, der seiner Zeit angemessen war (1996, zur Blütezeit des Pentium, in einen 486er zu investieren, noch dazu einen SX ohne mathematischen Coprozessor, war ein ebenso fataler wie kostspieliger Fehler, und meine damalige Argumentation »Mathematischen Coprozessor brauche ich nicht, wenn ich was berechnen muss, nehme ich den Taschenrechner« würde ich mir heute auch so nicht mehr durchgehen lassen), ein K6II mit immerhin 350 MHz Taktfrequenz.

Weil ich nicht realisiert hatte, dass in der Zwischenzeit die PC-Preise in den Keller gegangen waren und für mein Budget von dem ausging, was ich drei Jahre davor im Saturn bezahlt hatte, und ich was vergleichbar besseres wollte als damals, gab ich dem PC-Händler, der mein System zusammenstellte, einen Etat von 3.000 DM, und ich bekam was für mein Geld: Unter anderem als State-of-the-Art-Graphikkarte eine Diamond Viper V550 besaß: eine Gaming-Kiste, mit der ich viele Jahre Freude hatte und die ich doch das halbe Jahr zu früh gekauft hatte, bevor USB standardmäßig verbaut wurde – nachrüsten ließ es sich leider nicht, trotz mehrere Versuche.

So ein schöner Karton. Dafür wiegt er fast einen Zentner.

Joyce blieb im Betrieb, bis das Mainboard versagte; vermutlich war die Southbrigde durchgeschmort. Aber in der Zwischenzeit hatte ich eine Menge über PCs und Informatik gelernt, unter anderem die EDV-Abteilung einer Fachbuchhandlung geleitet, war unter die C’t-Leser gegangen, und befand, dass ich genug wusste, um den nächsten Rechner selbst zusammenzustellen und, da mir kein Händler ein meinen Vorstellungen entsprechendes Angebot machen wollte, auch selbst zu bauen. So folgte Anfang 2004 Ariel, schnell wie der Wind, ein flüsterleiser Spiele- und Arbeitsrechner, der letztlich an seinem Kühlungskonzept scheitern sollte: Die passivgekühlte Graphikkarte produzierte mehr Abwärme, als der unterdimensionierte Prozessorlüfter bewältigen konnte, so dass die CPU zunehmende Hitzeprobleme bekam.

Mit neuer Graphikkarte blieb Ariel bis Mitte 2009 im Dienst und wurde gefolgt von Mugen, dem Rechner, der nach seinem gigantischen CPU-Kühler benannt wurde: Nach den Erfahrungen vom letzten Mal legte ich diesmal jede einzelne Komponente auf die Goldwaage und den Kühler insbesondere. Ich stellte das System zusammen, gebaut hat es aber die Firma HIQ Computer, weil ich doch ein bisschen bequem bin und sie mir Garantie aufs Gesamtsystem boten, das ich mir selbst schlecht verkaufen konnte. Mugen leistete über sechs Jahre treue Dienste, länger als jeder andere Rechner vor ihm, brauchte nur einmal ein neues Netzteil und sonst noch ab und an eine zusätzliche Festplatte, üblicherweise nach dem Steam Summer Sale. Am Ende war ein Gehäuselüfter ausgeschlagen und brummte vernehmlich, und Spiele wie Dragon Age: Inquisition brauchte ich mir gar nicht erst wünschen, weil sie ohnehin nicht gelaufen wären. Aber ein guter Rechner war das trotzdem.

Da sieht man es schon: Schwarz und Orange. Sehr Orange.

Jetzt hat Mugen ausgedient. Es war nicht seine Schuld: Dalek Sec ist gestorben, der Rechner meines Mannes, knapp drei Jahre jünger als Mugen, aber ein Montagsmodell, das täglich zu Bluescreens neigte, und nachdem auch noch das Netzteil verstorben war, beauftragte der Mann mich – so ich Lust hätte – ihm einen neuen Rechner zusammenzustellen. Das heißt, Budget abstecken, Hardwaretests wälzen, Komponenten aufeinander abstimmen: Ich tue das gern. Mein Mann ist der Elektroingenieur im Haus. Ich bin studierte Bibliothekarin. Aber wenn es um PC-Hardware geht, ist das ganz klar meine Sache (Dalec Sec, zu meiner Verteidigung, war ein Komplettsystem, an dessen Komponentenauswahl ich nicht beteiligt war).

Ich hatte sehr schnell meinen Traum-PC zusammengestellt, der nur einen Schönheitsfehler hatte: Es sollte nicht mein eigener Rechner werden, sondern der meines Mannes. Und ich hätte ich schon gerne selbst gehabt … Also, kritischer Blick aufs Konto. Früher oder später dieses Jahr hatte ich einen neuen Rechner einkalkuliert, nach sieben Jahren sollte auch der treue Mugen ausgedient haben – warum also nicht früher? Der freundliche Mitarbeiter im HIQ Alsdorf – ein Laden, in dem ich auch als computerkaufende Frau wie ein Kunde behandelt werde und nicht nur wie das Anhängsel meines Mannes, was mir anderswo schon durchaus passiert ist – nahm also unsere Bestellung doppelt auf. Einmal Twin Towers, bitte. Über eine Woche mussten wir warten. Dann daran Slade und H.I.V.E. endlich fertig.

Hier in ganzer Pracht (und mit Styropor anne Füße)

Diesmal stammen die Namen von den Teen Titans – für die massigen Big-Tower Gehäuse, 60 Zentimeter hoch und 23 breit, mussten schon mindestens die Superschurken ran, vor allem, wenn die Schwarz-Orangene Farbgestaltung des Gehäuses den Designnamen »Evil Black Edition« trägt. Aber dieses Gehäuse ist nicht nur aus schwarzem Mesh in schicker Wabenoptik – absichtlich überdimensioniert, weil wir ja nicht mehr auf LAN-Parties damit gehen und weil Big Tower weniger zu Hitzeproblemen neigen – sondern vor allem aus Stahl. Und sie wiegen, ohne jede Komponente, allein über 13 Kilogramm. Mit allem drum und dran, Netzteil und dicker Graphikkarte, kommen unsere neuen Rechner auf gut 15 Kilo. Das Stück. Ich habe einen Rechner zusammengestellt, den ich selbst nicht tragen kann. Wollen wir hoffen, dass keiner von den beiden jemals in Reparatur muss!

Für mich kam noch ein neuer Monitor dazu – mein über zehn Jahre alter 19 Zöller, noch im längst überholten 4:3-Format, zeigte deutliche Alterungserscheinungen, und weil ich jetzt einen großzügigen Schreibtisch habe, war Platz für stolze 27 Zoll – ein Unterschied wie Tag und Nacht. Ich ertappe mich dabei, wie ich vor dem Rechner sitze und einfach nur das Hintergrundbild bewundere, weil es so groß ist und die Farben so sehr strahlen. Und dafür, dass mein alter Rechner 2004 noch über 500 Euro gekostet hatte, habe ich den neuen von dem bekommen, was mir die Kfz-Versicherung zurückgezahlt hat, weil ich meinen Wagen im vergangenen Jahr weniger als fünftausend Kilometer gefahren bin. Wenn der jetzt auch über zehn Jahre hält, habe ich wirklich einen guten Fang getan. Und der H.I.V.E. ist auch für ein paar Jahre konzipiert – von »Wir stellen alle Graphik-Optionen auf Ultra-ultra-ultra-hoch« bis »Wir freuen uns, wenn sich das Spiel überhaupt starten lässt«.

Innen: Extrem aufgeräumt, kein Kabel behindert die Sicht. Das große ATX-Mainboard wirkt fast verloren in dem Riesengehäuse.

Bei aller Pracht sind unsere Twin Towers auch nur obere Mittelklasse. Für einen High End-Rechner hätten wir eher das doppelte hinlegen müssen – und da wir keine Profigamer sind und unsere Spiele üblicherweise erst kaufen, wenn sie schon ein Weilchen auf dem Markt sind und nicht mehr so teuer, sind wir mit diesen Systemen erstmal gut bedient. In zwei Jahren könnte eine neue Graphikkarte fällig werden – da wir aber nicht jetzt über 500 Euro für eine GTX980 ausgeben wollten, wenn es die GTX960 für die Hälfte gibt, haben wir diese Entscheidung bewusst getroffen. Alles in Allem muss man ungefährt anderthalb tausend Euro rechnen und kann sich damit unsere Rechner buchstäblich nachbauen:

Mainboard: ASUS MB ASUS H170 PRO GAMING
Prozessor: Intel Core i5-6600K
CPU-Kühler: Scythe Mugen 4 SCMG-4000
SSD: Samsung 850 Pro 2,5″ 256 GB
Festplatte : Seagate ST2000DX001 2 TB
Graphikkarte: Gigabyte GeForce 4GB GTX 960 Gaming G1
Arbeitsspeicher: Kingston Technology DIMM 8GB DDR4-2133 (2x)
Netzteil: Be-Quiet! POWER ZONE 650W ATX 2.4
Gehäuse: Aerocool XPredator Evil Black Edition Big Tower
Gehäuselüfter: 140x140x25 be quiet ! Shadow Wings SW1 MS (hinten)
WLAN-Karte: 867MBit PCI-e-x1 Intel Dual Band AC 7260m
Optisches Laufwerk : LG Electronics CH12NS30
Betriebssystem: Windows 7 Professional 64 Bit

Braucht sich nicht zu verstecken: der CPU-Kühler
Von hinten durch die Brust ins Knie: Dieses Kabel ist der Anschluss des Front-Panels.