bookmark_borderBad Writer

Anleitung zum Unglücklichsein

Ich bin, und darauf bin ich stolz, im Hauptberuf Schriftstellerin. Das war mein Traumberuf, seit ich mit zehn, elf Jahren einsehen musste, dass mir in diesem Leben keine Karriere als Seeräuber mehr blühen würde, und ich habe seitdem stetig darauf zugearbeitet, indem ich fleißig eine Geschichte nach der anderen vor die Wand geschrieben habe. Vor etwas über zehn Jahren habe ich, weil ich nichts zu verlieren hatte, den Sprung in die Selbständigkeit gewagt und seitdem auch das eine oder andere Buch veröffentlicht – ich bin damit weder reich noch berühmt geworden, aber immerhin kennen mich mehr Leute als Autorin denn als Gameblogger. Insofern: Mission accomplished.

Und welches Spiel könnte ich dann besser professionell beurteilen als eines, das nicht mehr und nicht weniger sein will als eine Autorensimulation? Bad Writer nimmt uns mit zu Emily, die ihren Job an den Nagel hängt, auf ihre Ersparnisse zurückgreift und auf die Unterstützung ihrer Frau Cleo, um sich hauptberuflich als Schriftstellerin zu verdingen. Wird sie es einen Monat lang durchhalten, Kurzgeschichten zu schreiben und an Magazine zu verkaufen? Und schafft Bad Writer es, dabei die Lebenswirklichkeit einer Autorin abzubilden? Ich nehme die Antwort mal vorweg: Äh … Nein.

Im winterlichen Steam-Sale habe ich 3,74 Euro für Bad Writer bezahlt, und das trotz des Themas zugegeben zögerlich – die bislang einzige Steam-Rezi des Spiels meinte, dass es innerhalb von zwanzig Minuten durchgespielt ist, und dafür war es mir eigentlich zu teuer, aber wegen der Thematik und der Aussicht, das Spiel hier unter professionellen Gesichtspunkten zu rezensieren, habe ich dann doch zugegriffen.… Weiterlesen “Bad Writer”

bookmark_borderCyberpunk 2077

Wo sind meine Müllcontainer?

Gut und gern zwanzig Jahre ist es her, da spielten mein Freund und ich Deus Ex, und es veränderte unseren Blick auf die Welt. Wo wir auch hinkamen, sahen wir Lüftungsschächte, Kanaldeckel, all diese unauffälligen Öffnungen, in denen man verschwinden kann, um eine Abkürzung zu nehmen oder nicht gesehen zu werden. Das hat danach kein Spiel mehr geschafft. Selbst wenn mich Dragon Age: Origins emotional noch mehr mitgenommen hat, ich dazu sogar eine (meine erste und bisher einzige) Fanfiction verfasst habe – Deus Ex blieb das Spiel, das uns beide maßgeblich und langfristig beeindruckt hat. Bis jetzt. Jetzt hat uns Cyberpunk 2077 voll im Griff. Und wo wir auch hinkommen, schauen wir als erstes, ob genug Müllcontainer da sind.

Als Cyberpunk 2077 vor gut zwei Jahren erschienen ist, hatte es erst einmal eine schlechte Presse, und es muss ein rechtes Bugfest gewesen sein. Aber das gleiche gilt für No Man’s Sky, und da haben die Devs bewiesen, dass man ein auf den ersten Blick missratenes Spiel retten kann, wenn man sich hinsetzt und noch mal einen Haufen Arbeit reingesteckt, und so war ich, als es im Herbst auf Steam für rund dreißig Euro ins Angebot kam, gerne bereit, auch Cyberpunk eine Chance zu geben – zu sehr reizte mich das Setting, und auch wenn ich sonst eher weniger für ein einzelnes Spiel ausgebe, wollte ich doch endlich einmal die Hardware des neuen Rechners ausreizen.… Weiterlesen “Cyberpunk 2077”

bookmark_borderLittle Inferno

Ich will die Welt brennen sehen!

Wenn man eine Bazillion Spiele auf Steam hat, ist es schon eine Auszeichnung für ein Spiel, wenn ich es überhaupt einmal gespielt habe, aber noch seltener kommt es vor, dass ich ein Spiel mehrmals spiele. Natürlich, es gibt ein paar, die ich öfters gespielt habe – Dragon Age: Origins habe ich zweimal direkt nacheinander gespielt, weil ich mit einer meiner Entscheidungen nicht zufrieden war, und kürzlich habe ich, um mich auf Return to Monkey Island vorzubereiten, noch mal The Secret of Monkey Island gespielt und den zweiten Teil, Something Something Monkey Island (ehrlich, wer kann die Titel noch auseinanderhalten?), angefangen.

Aber das sind Spiele, von denen wusste ich eigentlich immer, dass ich sie irgendwann noch einmal spielen würde. Nicht geplant war, noch mal zu einem Casual Game zurückzukehren, das ich vor neun Jahren innerhalb ein paar Stunden durchgespielt hatte – bis ich gestern gestgestellt habe, dass dieses Spiel bei mir doch einen schweren Eindruck hinterlassen hat, und das nicht nur, weil ich nach all den Jahren noch den Jingle davon als Ohrwurm habe. Und so spiele ich nun, während ich auf die Hardware meines neuen Rechners (Yay!) warte, zum zweiten Mal Little Inferno.

Little Inferno ist ein Spiel, bei dem man auf den ersten Blick nicht viel zu tun hat.… Weiterlesen “Little Inferno”

bookmark_borderSpiritfarer

Wir werden ein größeres Boot brauchen

Charon, der gute alte Fährmeister, der die Seelen der Toten ins Jenseits übersetzt, hat sich zur Ruhe gesetzt und selbst den Weg durch das Ewigtor angetreten, aber in der jungen Stella hat er eine würdevolle, wenn auch unerfahrene Nachfolgerin gefunden. So ist es nun an Stella, die Seelen auf ihr Schiff zu laden und sie zum Tor zu bringen – aber wenn ich dachte, in Spiritfarer pendelt man zwischen dem Ewigtor (Everdoor) und den Inseln, auf denen die Geister herumstehen, hin und her, habe ich mich geirrt. Ehe ein Geist das Tor durchschreitet, hat er nämlich noch eine ganze Menge zu erledigen. Und es ist an mir, ihnen dabei zu helfen – und die eine oder andere Quest zu erledigen, ehe die Guten überhaupt erst an Bord gehen.

Statt also Seele um Seele zum Ewigtor zu karren, sammelt man in den ersten Stunden des Spiels überhaupt nur drei Passagiere ein, und das sind allesamt alte Freunde, Bekannte, Verwandte von Stella, ein unerwartet freudiges Wiedersehen in Anbetracht der Tatsache, dass man ja nicht einfach so aus Vergnügen auf dem Schiff ins Jenseits landet. Und statt sich einfach übersetzen zu lassen, richten die sich erst einmal häuslich ein auf Stellas Schiff, sind mit dem Gästequartier nicht mehr zufrieden und verlangen eigene Häuschen, Arbeitsstätten, Gärten an Bord, als hätten sie nicht vor, uns jemals wieder zu verlassen.… Weiterlesen “Spiritfarer”

bookmark_borderCall of the Sea

Ich wollt ich wär unten im Meer …

1934. Norah und Harry Everhart sind einander in treuer Liebe verbunden – eine Liebe, die von Tragik überschattet wird. Norah leidet unter einer mysteriösen Krankheit, die sie schwächt und seltsame Flecken auf ihren Händen erscheinen lässt. Ihre Mutter ist bereits daran verstorben, und auch Norahs Lebenzeit scheint begrenzt, nichts scheint gegen die Krankheit zu helfen. Archäologe Harry, statt die Zeit zu genießen, die ihnen noch gemeinsam bleibt, setzt alles auf eine Karte und bricht mit einer Expedition auf, um eine Heilung für Norah zu finden – und, wie sollte es anders sein, geht dabei verloren. Jetzt bleibt Norah, statt sich zu schonen, nichts anderes übrig, als hinterher zu reisen, und so folgt sie, im Gepäck ihr Tagebuch und das seltsame Messer, das sie per anonymer Post bekommen hat, dem Mann in die Südsee. Dort, in der Nähe von Tahiti, wurde Harrys Expedition das letzte Mal gesehen – und dort soll sich auch Norahs Schicksal entscheiden …

Verschollene Expeditionen sind im Computerspiel ein alter Hut. Sie bewähren sich besonders im Walking Simulator, weil in diesen Spielen voller einsamen Landschaften und leeren Häusern üblicherweise keine Lebewesen angetroffen werden, nichts, was eine Animation erfordern würde, und Expeditionen ihre Fortschritte gern so akribisch dokumentieren, dass schön viele herumfliegende Dokumente eingesammelt werden können, aus denen man sich das Schicksal der Verschollenen zusammenreimen kann.… Weiterlesen “Call of the Sea”

bookmark_borderDetective Grimoire

Der Mörder ist immer das Sumpfding

Detective Grimoire ist irritiert. Mit dem Ruderboot wird er tief in den entlegenen Sumpf hinein gebracht, um dort den Mord am Besitzer einer Touristenattraktion aufzuklären. Eine Touristenattraktion in einem Sumpf? Aber es ist eben nicht irgendein Sumpf. Hier ist einmal vor 60 Jahren (und auch nur einmal vor 60 Jahren) Boggy erschienen, das kryptozoologische Ding aus dem Sumpf, und lockt seither die Schaulustigen an – und jetzt offenbar auch einen Mörder. Oder war es doch das mysteriöse Sumpfmonster selbst? Alle Spuren deuten darauf hin – aber Grimoire glaubt nicht an Boggy, und so lässt er keinen Stein auf dem anderen, keinen Verdächtigen unverhört, um dem Geheimnis auf den Grund zu gehen …

Am Samstag war ich in brüllender Hitze mit einer Gruppe Freunde in der Stadt auf Mördersuche, eine Mischung aus Online-Escaperoom und Schnitzeljagd, doch auch hier war leider der der Spaß zwar da, aber der Fall zu schnell gelöst. Bieten da Computerspiele da mehr Anspruch? Immerhin bieten sie viele Möglichkeiten, einen Fall in seiner ganzen Komplexität aufzuarbeiten. Aber so sehr ich Games mag, wo ich selbst in die Ermittlerrolle schlüpfen kann, habe ich noch nicht viele gefunden, die mich überzeugt haben. Ich mag Frogwares Sherlock Holmes-Spiele, und das war es dann praktisch auch schon, zu wenige Spiele, die ich ausprobiert habe, lassen mich wirklich Indizien zusammentragen, Zeugen vernehmen und eigene Schlüsse ziehen.… Weiterlesen “Detective Grimoire”

bookmark_borderNemezis – Mysterious Journey III

So ein Myst!

Man kennt das ja – kaum hat man ein Gerät entwickelt, um Menschen auf abgelegene Planeten zu teleportieren, schon kommen die Pauschaltouristen. Amia und Bogart wollen eigentlich nur ein paar erholsame Wochen auf dem exotischen Planeten Regilus verbringen, aber statt gemütlich aus dem Teleporter ins Hotel zu treten und Cocktails auf dem Sonnendeck zu schlürfen, werden sie, getrennt voneinander, sonstwo abgesetzt und müssen auf dem Weg zueinander – und zum Hotel – erst mal einen Haufen archaisch anmutender Maschinen in Bewegung versetzen, quietschende Tore öffnen, und sich mit einem Remote-Fremdenführer herumschlagen, dem noch nicht mal ein sehr argloser Fünfjähriger trauen würde. Soweit zum Einstieg in das heute angespielte Nemezis – Mysterious Journey III.

Ich habe Myst immer noch nicht gespielt. Seit 1995 habe ich mehrere Versuche gestartet, die erst an der Technik gescheitert sind, dann an mir selbst – ich komme in das Spiel einfach nicht rein. Ich weiß nicht, was es von mir will, und es fesselt mich nicht genug, um mich dann wirklich reinzufuchsen. Aber das heißt nicht, dass ich aufgegeben habe – oder das ich das Genre nicht mag, auf einer verlassenen Insel rumzulaufen und solange Dinge herumzurücken und zu -drücken, bis sich irgendwo irgendwas bewegt und ich weiterkomme ins nächste Gebiet.… Weiterlesen “Nemezis – Mysterious Journey III”