bookmark_borderDetective Grimoire

Der Mörder ist immer das Sumpfding

Detective Grimoire ist irritiert. Mit dem Ruderboot wird er tief in den entlegenen Sumpf hinein gebracht, um dort den Mord am Besitzer einer Touristenattraktion aufzuklären. Eine Touristenattraktion in einem Sumpf? Aber es ist eben nicht irgendein Sumpf. Hier ist einmal vor 60 Jahren (und auch nur einmal vor 60 Jahren) Boggy erschienen, das kryptozoologische Ding aus dem Sumpf, und lockt seither die Schaulustigen an – und jetzt offenbar auch einen Mörder. Oder war es doch das mysteriöse Sumpfmonster selbst? Alle Spuren deuten darauf hin – aber Grimoire glaubt nicht an Boggy, und so lässt er keinen Stein auf dem anderen, keinen Verdächtigen unverhört, um dem Geheimnis auf den Grund zu gehen …

Am Samstag war ich in brüllender Hitze mit einer Gruppe Freunde in der Stadt auf Mördersuche, eine Mischung aus Online-Escaperoom und Schnitzeljagd, doch auch hier war leider der der Spaß zwar da, aber der Fall zu schnell gelöst. Bieten da Computerspiele da mehr Anspruch? Immerhin bieten sie viele Möglichkeiten, einen Fall in seiner ganzen Komplexität aufzuarbeiten. Aber so sehr ich Games mag, wo ich selbst in die Ermittlerrolle schlüpfen kann, habe ich noch nicht viele gefunden, die mich überzeugt haben. Ich mag Frogwares Sherlock Holmes-Spiele, und das war es dann praktisch auch schon, zu wenige Spiele, die ich ausprobiert habe, lassen mich wirklich Indizien zusammentragen, Zeugen vernehmen und eigene Schlüsse ziehen.… Weiterlesen “Detective Grimoire”

bookmark_borderNemezis – Mysterious Journey III

So ein Myst!

Man kennt das ja – kaum hat man ein Gerät entwickelt, um Menschen auf abgelegene Planeten zu teleportieren, schon kommen die Pauschaltouristen. Amia und Bogart wollen eigentlich nur ein paar erholsame Wochen auf dem exotischen Planeten Regilus verbringen, aber statt gemütlich aus dem Teleporter ins Hotel zu treten und Cocktails auf dem Sonnendeck zu schlürfen, werden sie, getrennt voneinander, sonstwo abgesetzt und müssen auf dem Weg zueinander – und zum Hotel – erst mal einen Haufen archaisch anmutender Maschinen in Bewegung versetzen, quietschende Tore öffnen, und sich mit einem Remote-Fremdenführer herumschlagen, dem noch nicht mal ein sehr argloser Fünfjähriger trauen würde. Soweit zum Einstieg in das heute angespielte Nemezis – Mysterious Journey III.

Ich habe Myst immer noch nicht gespielt. Seit 1995 habe ich mehrere Versuche gestartet, die erst an der Technik gescheitert sind, dann an mir selbst – ich komme in das Spiel einfach nicht rein. Ich weiß nicht, was es von mir will, und es fesselt mich nicht genug, um mich dann wirklich reinzufuchsen. Aber das heißt nicht, dass ich aufgegeben habe – oder das ich das Genre nicht mag, auf einer verlassenen Insel rumzulaufen und solange Dinge herumzurücken und zu -drücken, bis sich irgendwo irgendwas bewegt und ich weiterkomme ins nächste Gebiet.… Weiterlesen “Nemezis – Mysterious Journey III”

bookmark_borderTrainslation

Ich versteh nur Bahnhof!

Ich träume von U-Bahnen. Seit vielen Jahren geht das so, angefangen hat es noch in meinem Studium: Immer wieder finde ich mich in meinen Träumen in U-Bahn-Stationen wieder oder in U-Bahn-Zügen, die dann auch mal vom Kölner Ebertplatz direkt nach Basel fahren. Es sind keine schlimmen Träume. Ich fahre gerne U-Bahn. Aber das Motiv taucht wirklich so häufig bei mir auf, dass ich sogar Traumdeutungsbücher zurate gezogen habe, um herauszufinden, was mir das Unterbewusstsein da sagen will. Entweder leide ich darunter, dass mein Leben in zu festen Bahnen (auf Schienen) verläuft und will daraus ausbrechen. Oder ich mag einfach U-Bahnen wirklich gern. Und ich glaube, es ist letzteres. Ich habe diese Träume immer noch, und über zu viele fixe Strukturen in meinem Leben muss ich mich als freiberufliche Autorin, die nie weiß, was die Zukunft bringt, nun echt nicht beschweren.

Jetzt lebe ich in einer Stadt, die keine U-Bahn hat, und die nächstgelegene Großstadt auch nicht, und nur zum U-Bahn-Fahren fahr ich jetzt nicht nach Köln, so groß ist diese Leidenschaft auch wieder nicht. Aber ich freue mich, wenn ich ihr in einem Computerspiel nachgehen kann. Ich habe mich schon an Metro versucht (und bin an dem Versuch gescheitert, das Spiel auf Russisch zu spielen, weil dafür mein Russisch einfach noch viel zu schlecht ist).… Weiterlesen “Trainslation”

bookmark_borderStrange Horticulture

Mein kleiner Horrorladen

Der Lake District ist eine bezaubernde Gegend im Norden Englands. Ich war 1993 dort und habe schöne Erinnerungen daran – ich habe dort meinen ersten Steinkreis gesehen, und am Ulswater bin ich in einen Regenschauer geraten, wie ich ihn noch nie erlebt hatte (gut, das ist jetzt nicht die schönste aller Erinnerungen, aber es war wirklich ein bemerkenswerter Regen). Um so mehr freut es mich, diese hierzulande eher unbekannte Region in einem Computerspiel wiederzufinden. Strange Horticulture spielt in Undermere, einer fiktiven Kleinststadt, und man spielt die neue Besitzerin eines Blumenladens. Im Weitesten ist es also eine Shop-Simulation. Aber in Wirklichkeit ist dieses Spiel so viel mehr – und wichtiger als das virtuelle Verkaufstalent ist hier der detektivische Spürsinn.

Wirklich, ums Verkaufen muss man sich hier wirklich keine Sorgen machen. Wenn die Kunden was wollen, dann kommen sie schon vorbei, der Laden ist etabliert, auch wenn man erstmal mit einer kleinen Auswahl an Pflanzen startet. Die meisten Kunden sagen einem auch genau, was sie wollen – und wofür sie das Pflänzchen brauchen, schließlich hat jede Blume, jeder Pilz, jedes noch so struppige Kraut seine Wirkung oder zumindest eine Bedeutung in der Sprache der Blumen. Schwierig wird es nur dadurch, dass man selbst den Laden ja gerade erst geerbt hat und von den Pflanzen keine Ahnung, angefangen damit, welche welche ist.… Weiterlesen “Strange Horticulture”

bookmark_borderThe Automatician

Gobble Gobble

Ein Spiel, bei dem man durch ein altes, von seltsamen Puppenwesen bewohntes Herrenhaus läuft und Rätsel löst? Höre ich meinen Namen? Tatsächlich klingt The Automatician, als wäre es direkt für mich gemacht, und offenbar nur für mich, denn trotz der wirklich vielversprechenden Screenshots und einem Preis deutlich unter zehn Euros scheint kaum jemand auf Steam dieses Spiel zu besitzen. Es gibt nicht genug Rezensionen, um auch nur einen Durchschnittswert anzuzeigen, und das angeschlossene Diskussionsforum, wie Steam es für jedes Spiel bereitstellt, kommt über sechs Themen mit maximal zwei Beiträgen nicht hinaus. Ein Grund mehr, diesem offenbar völlig unbekannten Spiel jetzt eine Rezension zu widman – auch wenn sie am Ende nicht ganz so positiv ausfällt, wie ich mir das gewünscht hätte. Denn dieses nur-für-mich-gemachte Spiel hat leider unterm Strich mehr Mängel als Kaufargumente.

Optisch macht The Automatician erstmal alles richtig. Das Herrenhaus, in dessen Foyer man sich bei jedem Neustart wiederfindet, ist opulent, schön, prachtvoll – nicht gruselig, keinen Augenblick lang, aber das hat mir das Spiel auch nie versprochen, aber es bietet wirklich was fürs Auge. Wären nicht die Whodos, könnte man doch anfangen zu glauben, im endlosersten gruseligen Walkingsimulator gelandet zu sein, aber da stehen sie herum, an jeder Ecke, mindestens drei pro Raum: optisch eine Kreuzung zwischen Voodopuppe und Kürbislaterne, niedlich anzusehen, und wenn man sie anspricht, machen sie ein Geräusch, das wie »Gobble Gobble« klingt, während am unteren Bildrand der Dialog eingeblendet wird.… Weiterlesen “The Automatician”

bookmark_borderCaligo

Rumsteh-Simulator 1.0

Im richtigen Leben habe ich es nicht so mit Spaziergängen. Ohne Gewaltandrohung bekommt man mich nicht vor die Haustür. Und warum auch? Wenn ich ein bisschen spazierengehen will, gibt es schließlich Walking-Simulatoren. Und dass ich dieses von vielen als stinklangweilig verachtete Spielegenre sehr gern habe, sollte inzwischen kein Geheimnis mehr sein. Dabei gibt es Abstufungen: In manchen dieser Spiele kann man zumindest ein bisschen mit der Umwelt interagieren, läuft nicht nur von A nach B, sondern trägt dabei Informationen zusammen, die einem üblicherweise die Geschichte erzählen, warum da, wo man gerade herumläuft, ansonsten kein Mensch mehr zu finden ist. In anderen läuft man nur herum, während eine Stimme aus dem Off etwas erzählt. Und in wieder anderen muss man richtiggehend arbeiten, während man sich möglichst frei in einer bezaubernd gestalteten Welt bewegen und umschauen kann.

Ich schätze insbesondere solche Walking-Simulatoren, die mich eine Welt erleben lassen, die es so draußen vor der Tür nicht geben kann. Ein Simulator für einen Waldspaziergang, und mag es noch so realistisch gestaltet sein, reizt mich nicht – ehrlich, da kann ich auch meine Schuhe anziehen und in einen richtigen Wald gehen. Aber eine surrealistische Traumwelt bei vollem Bewusstsein erleben können – sowas mag ich. Dann brauche ich auch keine große Handlung und keine interaktiven Elemente: Auch wenn dann nicht mehr viel von dem übrig bleibt, was ein Spiel zum Spiel macht, und man es stattdessen mehr mit einem dreidimensionalen Gemälde zu tun hat, finde ich das toll.… Weiterlesen “Caligo”

bookmark_borderThe Emptiness

Alle alle!

Je dicker ein Spiel aufträgt, desto geringer wird mein Interesse, es zu spielen – bis das Ganze kippt und ich Lust bekomme, es mir vorzunehmen, nur es dann in Grund und Boden verreißen zu können. Bei The Emptiness kamen Superlative auf beiden Seiten zusammen: Auf der einen Seite die die Macher des Spiels, die nicht müde werden zu betonen, dass ihr Game so über alle Maßen erschütternd ist, dass man es mit Herzproblemen oder einer psychischen Störung nicht spielen darf – und auf der anderen Seite Nutzerkritiken, die an dem Spiel kein gutes Haar lassen. Nur ein Drittel aller Steam-Rezensenten können der spielgewordenen Leere etwas Positives abgewinnen, und für knapp zehn Euro hätte ich es mir sicher nicht gekauft, aber nachdem ich es jetzt aus einem Bundle gezogen habe und nach meinem Holy Potatoes-Exzess wieder etwas schnell durchzuspielendes suchte, habe ich es mir jetzt vorgenommen, motiviert von der Aussicht auf einen knackigen Verriss.

Aber was soll ich sagen? So schlecht ist das Spiel gar nicht. Es ist, kein Zweifel, technisch Schrott. Es hat sehr, sehr, sehr viele Mängel. Es macht über weite Strecken keinen Spaß. Aber es hat seine Momente, und es hat es geschafft, mich zu gruseln. Und käme es nicht mit diesen völlig überzogenen Warnhinweisen an – so wie die Horrorfilme aus den 50ern, die erklärten, zu entsetzlich für ein zartbesaitetes weibliches Publikum zu sein, und mit ihren Pappmacheemonstern schon damals niemandem Angst eingejagt haben – könnte es das nette, kleine Spiel sein, das es ist.… Weiterlesen “The Emptiness”