bookmark_borderUnderground Blossom

Fahr mal wieder U-Bahn!

Ich habe es mit U-Bahnen, sowohl ich echt als auch in Computerspielen. Puzzlespiele mag ich auch sehr. Und Spiele, die ein bisschen schräg sind, oder sogar sehr, mag ich besonders. Insofern war Undergrund Blossom ein gefundenes Fressen für mich – ein schräges Puzzlespiel, das in einer U-Bahn spielt, da passt doch auf den ersten Blick alles! Und als ich das Spiel im Autumn Sale für kleines Geld bekommen konnte – normal kostet es mit rund fünf Euro auch nicht viel – habe ich zugeschlagen und dann auch nicht lang gewartet, es auch zu spielen.

Es ist von den Machern der Rusty Lakes-Reihe, und an der Stelle muss ich gestehen, keinen der Vorgänger gespielt zu haben, auch wenn ich sie so ziemlich alle besitze. Es handelt sich um Point-and-Click-Adventures, alle im gleichen, minimalistischen Stil gehalten, mit gedeckten Farben und statisch wirkenden, ernst dreiblickenden Figuren, viele davon anthropomorphe Tiere – ich habe nur einfach viel mehr Spiele, als ich auch spielen kann, und dadurch ist auch diese Reihe bei mir liegengeblieben, obwohl ich sie durchaus faszinierend finde. Aber als jetzt ein Spin-off mit einer U-Bahn kam, da musste ich dann doch ran.

Underground Blossom ist kein langes Spiel. Die eigentliche Handlung hatte ich nach etwas über zwei Stunden durch, und weil ich dann im Bonus Content hängengeblieben bin und nicht weitergekommen, bringe ich es jetzt auf gute fünf Stunden Spielzeit – insofern hat das Spiel ein ordentliches Preis-Leistungsverhältnis, wenn man ein Indie-Studio fördern möchte, teurer sollte es in meinen Augen aber nicht sein.… Weiterlesen “Underground Blossom”

bookmark_borderCall of the Sea

Ich wollt ich wär unten im Meer …

1934. Norah und Harry Everhart sind einander in treuer Liebe verbunden – eine Liebe, die von Tragik überschattet wird. Norah leidet unter einer mysteriösen Krankheit, die sie schwächt und seltsame Flecken auf ihren Händen erscheinen lässt. Ihre Mutter ist bereits daran verstorben, und auch Norahs Lebenzeit scheint begrenzt, nichts scheint gegen die Krankheit zu helfen. Archäologe Harry, statt die Zeit zu genießen, die ihnen noch gemeinsam bleibt, setzt alles auf eine Karte und bricht mit einer Expedition auf, um eine Heilung für Norah zu finden – und, wie sollte es anders sein, geht dabei verloren. Jetzt bleibt Norah, statt sich zu schonen, nichts anderes übrig, als hinterher zu reisen, und so folgt sie, im Gepäck ihr Tagebuch und das seltsame Messer, das sie per anonymer Post bekommen hat, dem Mann in die Südsee. Dort, in der Nähe von Tahiti, wurde Harrys Expedition das letzte Mal gesehen – und dort soll sich auch Norahs Schicksal entscheiden …

Verschollene Expeditionen sind im Computerspiel ein alter Hut. Sie bewähren sich besonders im Walking Simulator, weil in diesen Spielen voller einsamen Landschaften und leeren Häusern üblicherweise keine Lebewesen angetroffen werden, nichts, was eine Animation erfordern würde, und Expeditionen ihre Fortschritte gern so akribisch dokumentieren, dass schön viele herumfliegende Dokumente eingesammelt werden können, aus denen man sich das Schicksal der Verschollenen zusammenreimen kann.… Weiterlesen “Call of the Sea”

bookmark_borderNemezis – Mysterious Journey III

So ein Myst!

Man kennt das ja – kaum hat man ein Gerät entwickelt, um Menschen auf abgelegene Planeten zu teleportieren, schon kommen die Pauschaltouristen. Amia und Bogart wollen eigentlich nur ein paar erholsame Wochen auf dem exotischen Planeten Regilus verbringen, aber statt gemütlich aus dem Teleporter ins Hotel zu treten und Cocktails auf dem Sonnendeck zu schlürfen, werden sie, getrennt voneinander, sonstwo abgesetzt und müssen auf dem Weg zueinander – und zum Hotel – erst mal einen Haufen archaisch anmutender Maschinen in Bewegung versetzen, quietschende Tore öffnen, und sich mit einem Remote-Fremdenführer herumschlagen, dem noch nicht mal ein sehr argloser Fünfjähriger trauen würde. Soweit zum Einstieg in das heute angespielte Nemezis – Mysterious Journey III.

Ich habe Myst immer noch nicht gespielt. Seit 1995 habe ich mehrere Versuche gestartet, die erst an der Technik gescheitert sind, dann an mir selbst – ich komme in das Spiel einfach nicht rein. Ich weiß nicht, was es von mir will, und es fesselt mich nicht genug, um mich dann wirklich reinzufuchsen. Aber das heißt nicht, dass ich aufgegeben habe – oder das ich das Genre nicht mag, auf einer verlassenen Insel rumzulaufen und solange Dinge herumzurücken und zu -drücken, bis sich irgendwo irgendwas bewegt und ich weiterkomme ins nächste Gebiet.… Weiterlesen “Nemezis – Mysterious Journey III”

bookmark_borderThe Automatician

Gobble Gobble

Ein Spiel, bei dem man durch ein altes, von seltsamen Puppenwesen bewohntes Herrenhaus läuft und Rätsel löst? Höre ich meinen Namen? Tatsächlich klingt The Automatician, als wäre es direkt für mich gemacht, und offenbar nur für mich, denn trotz der wirklich vielversprechenden Screenshots und einem Preis deutlich unter zehn Euros scheint kaum jemand auf Steam dieses Spiel zu besitzen. Es gibt nicht genug Rezensionen, um auch nur einen Durchschnittswert anzuzeigen, und das angeschlossene Diskussionsforum, wie Steam es für jedes Spiel bereitstellt, kommt über sechs Themen mit maximal zwei Beiträgen nicht hinaus. Ein Grund mehr, diesem offenbar völlig unbekannten Spiel jetzt eine Rezension zu widman – auch wenn sie am Ende nicht ganz so positiv ausfällt, wie ich mir das gewünscht hätte. Denn dieses nur-für-mich-gemachte Spiel hat leider unterm Strich mehr Mängel als Kaufargumente.

Optisch macht The Automatician erstmal alles richtig. Das Herrenhaus, in dessen Foyer man sich bei jedem Neustart wiederfindet, ist opulent, schön, prachtvoll – nicht gruselig, keinen Augenblick lang, aber das hat mir das Spiel auch nie versprochen, aber es bietet wirklich was fürs Auge. Wären nicht die Whodos, könnte man doch anfangen zu glauben, im endlosersten gruseligen Walkingsimulator gelandet zu sein, aber da stehen sie herum, an jeder Ecke, mindestens drei pro Raum: optisch eine Kreuzung zwischen Voodopuppe und Kürbislaterne, niedlich anzusehen, und wenn man sie anspricht, machen sie ein Geräusch, das wie »Gobble Gobble« klingt, während am unteren Bildrand der Dialog eingeblendet wird.… Weiterlesen “The Automatician”

bookmark_borderThe Emptiness

Alle alle!

Je dicker ein Spiel aufträgt, desto geringer wird mein Interesse, es zu spielen – bis das Ganze kippt und ich Lust bekomme, es mir vorzunehmen, nur es dann in Grund und Boden verreißen zu können. Bei The Emptiness kamen Superlative auf beiden Seiten zusammen: Auf der einen Seite die die Macher des Spiels, die nicht müde werden zu betonen, dass ihr Game so über alle Maßen erschütternd ist, dass man es mit Herzproblemen oder einer psychischen Störung nicht spielen darf – und auf der anderen Seite Nutzerkritiken, die an dem Spiel kein gutes Haar lassen. Nur ein Drittel aller Steam-Rezensenten können der spielgewordenen Leere etwas Positives abgewinnen, und für knapp zehn Euro hätte ich es mir sicher nicht gekauft, aber nachdem ich es jetzt aus einem Bundle gezogen habe und nach meinem Holy Potatoes-Exzess wieder etwas schnell durchzuspielendes suchte, habe ich es mir jetzt vorgenommen, motiviert von der Aussicht auf einen knackigen Verriss.

Aber was soll ich sagen? So schlecht ist das Spiel gar nicht. Es ist, kein Zweifel, technisch Schrott. Es hat sehr, sehr, sehr viele Mängel. Es macht über weite Strecken keinen Spaß. Aber es hat seine Momente, und es hat es geschafft, mich zu gruseln. Und käme es nicht mit diesen völlig überzogenen Warnhinweisen an – so wie die Horrorfilme aus den 50ern, die erklärten, zu entsetzlich für ein zartbesaitetes weibliches Publikum zu sein, und mit ihren Pappmacheemonstern schon damals niemandem Angst eingejagt haben – könnte es das nette, kleine Spiel sein, das es ist.… Weiterlesen “The Emptiness”

bookmark_borderThe Turing Test

Mensch, Maschine, Kohlkopf

Nach den letzten Spielen, die ich hier rezensiert habe, könnte man meinen, das einzige Genre, in dem ich mich wohlfühle, sind mehr oder weniger gruselige Walking Simulatoren, in denen man nicht viel zu tun hat, außer durch die Gegend zu laufen und ab und zu mal irgendwas relevantes anzuklicken. Das stimmt natürlich nicht – aber für jemanden mit einer geringen Frustrationstoleranz wie mich ist das Schöne an Walking Simulatoren, dass man sich nicht in ihren festfahren kann. Hat man einmal angefangen, sie zu spielen, hält einen höchstens die eigene Langeweile davon ab, das Spiel auch zu beenden. Aber ab und zu möchte ich auch ein bisschen gefordert werden, um umgekehrt auch das Gefühl zu bekommen, etwas geschafft zu haben. Puzzlespiele bieten sich da an, gerne auch kniffeliger – bloß, die meisten Puzzegames haben nur wenige hundert Megabyte, und die Festplatte ist voll, mal wieder, und da ich Spiele eigentlich nur dann deinstalliere, wenn ich sie durchgespielt habe. Also: Ich suche ein schaffbares Spiel, das meinen Kleinen Grauen Zellen schmeichelt und hinterher zehn Gigabyte Speicherplatz freischaufelt.

Im letzten Jahr bin ich auf diese Weise bei Pneuma – Breath of Life gelandet, dem philosophischen Rätselspiel mit dem geschwätzigen Gott, das ich, Schande über mich, nicht weitergespielt habe, nachdem einmal die Rezi online war.… Weiterlesen “The Turing Test”

bookmark_borderTormentum – Dark Sorrow

Wer die Qual hat, hat die Wahl

Im diejährigen Steam-Wintersale habe ich diverse neue Spiele (viel zu viele, natürlich, wie üblich) zum kleinen Preis erbeutet, darunter nicht nur AAA-Blockbuster, sondern auch kleine Indie-Schmankerln wie Tormentum – Dark Sorrow, das es gegenwärtig für 4,79 Euros gibt. Ich liebe solche Spiele mit abgefahrenem, surrealistischem Artwork, auch wenn Kunst natürlich immer Geschmacksache ist, und bin nicht enttäuscht worden. Mit Graphiken, deren Stil man mit »Hieronymus Bosch meets H.R. Giger« umschreiben kann, fällt dieses Spiel klar in die Kategorie »Eye Candy«: Das Auge spielt mit, und für Spieler, die mehr Wert auf die Optik als auf knifflige Rätsel und stundenlangen Spielspaß legen, gibt es eine klare Kaufempfehlung. Auch die Handlung von Tormentum braucht sich nicht zu verstecken – aber das Spiel ist wirklich sehr, sehr, sehr kurz. Dass ich am Ende sechs Stunden Spielzeit in meinem Steam-Konto verzeichnet hatte, liegt nur daran, dass ich es insgesamt dreimal durchgespielt habe, um alle Errungenschaften freizuschalten, und wenn man es einmal durchschaut hat, dauert ein Durchgang auch nur noch eine knappe Stunde,

Nicht nur vom Titel her erinnert Tormentum an das gute alte Planscape: Torment – auch in Sachen Inhalt haben die polnischen Entwickler vom OhNoo Studio sich deutlich an den Vorgänger angelehnt. Man bewegt sich als gesichts- wie geschichtsloser Held mit Totalamnesie durch eine surrealisistische, böse, verdrehte Welt und trifft Entscheidungen, von denen der Fort- und Ausgang der Geschichte abhängt.… Weiterlesen “Tormentum – Dark Sorrow”